2. Liturgischer Abendspaziergang am Samstag, 29.01.2022

Vom Winter lernen der Stille zu vertrauen, der Sprengkraft des Unsichtbaren.

Eine kleine Gruppe von Menschen folgte der Einladung etwas über den verborgenen Sinn des Winters beim Gang über die winterlich kahlen Felder am Stadtrand zu entdecken.

Wieder beeindruckte uns die Mischung von Natur-Erfahrung, Bewegungs-Erfahrung, Musik und geistlichen Impulsen.

Wir stellten fest, dass auch eine stürmische, sternlose Nacht nie ganz dunkel ist und der Weg auch ohne künstliches Licht gut zu gehen ist.

Was wir vom Winter lernen können?

Wir hören auf die Stille. Stille kann in uns die Sehnsucht wecken, einfach mal sein zu dürfen, ein paar Gänge runterzuschalten, sich mal nicht dem Diktat der Leistung zu unterwerfen. In unserem unruhigen Leben fehlt oft dieser Ausgleich im ruhig werden und langsam sein, wie es uns der Winter Jahr für Jahr nahelegen will.

Wir gehen im Dunkeln. Dunkelheit hat manchmal eher etwas Ungemütliches, ja vielleicht bedrohliches an sich. Wir können in der Dunkelheit leicht die Orientierung verlieren, vielleicht sogar das Ziel aus dem Blick. Auch hier können wir vom Winter lernen. Die Erde, die im Sommer Blumen und Früchte hervorbringt, ist im Winter hart und gefroren, scheinbar ohne Leben. Es ist Brachzeit, die Zeit, in der ein Acker unbearbeitet bleibt und sich der Boden erholen kann. Aber es ist nicht so, dass da gar nichts passiert. Im Dunkel der Erde ruhen Samen, Knollen und Zwiebeln. Wenn man durch die gefrorene Erde tiefer gräbt, stößt man auf Wärme und verborgenes Leben. In der Erde sind kleinste Lebewesen, Mikroorganismen, die Rückstände der letzten Ernte zerkleinern und zersetzen und zu löslichen Grundnährstoffen abbauen. Die Erde ruht, sammelt Kräfte, neues Leben kann entstehen. Der Winter ermutigt auch uns zur Brachzeit, in der äußerlich alles stillsteht und innerlich so viel wachsen und reifen kann.

Der Abendspaziergang endet mit Gedanken zu dem Gedicht Schneepsalm von Christine  Busta.

Eva Müller, Regina Wißmann-Hähnle