Frauenrechte stärken

Veröffentlicht am 30.12.2005
in Redaktioneller Eintrag

Veröffentlicht am 30.12.2005

Frauenrechte stärken

Tübinger Menschenrechtsorganisation zu Gast an der evang. Kreuzkirche

Die Diplompsychologin Collin Schubert berichtete im offenen Mitarbeiterkreis der evang. Kreuzkirche über die Frauenrechtsorganisation TERRES DES FEMMES - eine lebenswerte Welt für alle Frauen.

Obwohl es in einer globalisierten Welt keine abgelegenen Gegenden mehr gibt, werden dennoch oft unbemerkt und unbeachtet die grundlegendsten Rechte von Frauen massiv missachtet. Nach Angaben des Weltbevölkerungsberichts der U.N. werden jährlich weltweit ca. 5000 Mädchen und Frauen im Namen der Ehre ermordet. So werden im Iran Frauen wegen vermeintlicher moralischer Vergehen mit offizieller Duldung auf grausame Weise zu Tode gesteinigt.
In China werden auf Druck der Männer unerwünschte weiblich Föten massenhaft abgetrieben und allein im Sudan sind 19 Mio Frauen zwangsweise genitalverstümmelt. Der schmerzhafte und gefährliche Brauch der Beschneidung an Frauen ist insbesondere in afrikanischen Ländern weit verbreitet. Weltweit ist an 150 Mio Frauen diese Form der Körperverletzung vollzogen worden.
Auch in Deutschland werden insbesondere in der Gruppe der türkischsprachigen Zuwanderer die Menschenrechte von Frauen massiv verletzt. Nach Untersuchungen des Familienministeriums wird unter den in Deutschland lebenden Türken jede 12. Frau zwangsverheiratet und jede zweite kann sich ihren Mann nicht selbst aussuchen. Auch gab es in den letzten 7 Jahren die hohe Zahl von 40 offiziell ausgewiesenen Ehrenmorden an Mädchen und Frauen mit Migrationshintergrund.

Auf der hotline von Terre Des Femmes meldeten sich im letzten Jahr über 400 Migrantinnen, die sich in Notsituationen befanden. TDF gibt Hilfestellung, vermittelt weiter, zum Beispiel an ROSA e.V. in Stuttgart, einer anonymen Wohneinrichtung für Migrantinnen bis 18 Jahre. Bei ROSA lernen die Mädchen im Laufe von Monaten selbständig und ohne Angst zu leben.
Collin Schubert hat mehrere Jahre in Afghanistan gelebt und gearbeitet. Mit durch ihr Engagement wird in Sharak (Westafghanistan) ein Frauenzentrum mit aufgebaut. Rund 100 Frauen lassen sich derzeit dort zur Schneiderin ausbilden. Gleichzeitig lernen die Frauen lesen und schreiben. Ein medizinischer Dienst für Frauen und eine Schule sind geplant. Dieses Projekt wird auch vom Dritte-Welt-Laden Ludwigsburg mit unterstützt.

Die Referentin betont: Nicht die Religion als solche ist verantwortlich für die Unterdrückung der Frau in vielen islamisch geprägten Ländern, sondern ihre Instrumentalisierung für politische und herrschaftliche Zwecke.
Bei der sich anschließenden Aussprache wurde auch bemerkt, dass in der Moschee der Islamischen Gemeinschaft Ludwigsburg islamistische Schriften kostenlos verteilt werden. In der Broschüre „Die Familie im Islam und in der gegenwärtigen Gesellschaft“ von Ahmad v. Denffer wird betont, dass sich die gesellschaftlichen Verhältnisse in Deutschland dem Islam anzupassen haben und nicht umgekehrt.
Weiterhin stellt er fest: „ Der Islam erlaubt das Schlagen als Erziehungsmaßnahme.“ a.a.O., S. 14. Collin Schubert, Fachreferentin für Frauenrechte im Islam, sieht das zitierte Gedankengut in einem größeren Zusammenhang. Innerhalb eines Teiles der türkischsprachigen Einwanderergruppe nehmen traditionalistische Strömungen zu. Etwa ein Viertel lebt parallel zur Mehrheitsgesellschaft. In diesem Milieu verfestigen sich insbesondere bei jungen heranwachsenden Türken, die oft in 3. Generation hier leben, offen geäußerte frauenfeindliche Haltungen. Der körperliche und seelische Druck auf junge Migrantinnen nimmt erheblich zu. Dabei wird das Kopftuch zu einer quasi vorgeschriebenen Uniformierung.
Besonders bedauerlich ist auch, dass viele Sozialarbeiterinnen berichten, dass Förderangebote und Integrationsmaßnahmen für Migrantinnen wie z.B. Sprachkurse nach ein- oder zweimaligen Besuchen sehr plötzlich wie auf höheren Befehl hin wieder abgebrochen werden. Diese Beobachtung wurde von einer Ludwigsburger Lehrerin bestätigt. Erst vor kurzem wurde eine türkischstämmige und hier aufgewachsene Germanistikstudentin zwangsweise in die Heimat zurückgebracht. Sie wurde dort zwangsverheiratet und in der Großfamilie untergebracht, damit sie ihrer Familie hier in Deutschland, wie es heißt, „keine Schande mehr bereitet“.

Mehr Infos unter www.frauenrechte.de

Martin Kreuser, Pf.

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