Menschenrecht Kredit: Ludwigsburger Gemeindemitglieder legen gemeinsam Geld für Entwicklungsprojekte
Veröffentlicht am 06.12.2006
in Redaktioneller Eintrag
Veröffentlicht am 06.12.2006
„Menschenrecht Kredit“
Ludwigsburger Gemeindemitglieder legen gemeinsam Geld für Entwicklungsprojekte anEin Vortragabend mit der Westafrika-Beauftragten von Oikocredit
Mariam Dao Gabala
„Kleine Kredite mit großer Wirkung“– so war ein Abend in der Ludwigsburger Kreuzkirchengemeinde Ende November überschrieben. Zu der Gemeinschaftsveranstaltung von dem fairpart Weltladen Ludwigsburg, der Ev. Kreuzkirchengemeinde und der ökumenischen Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit kamen rund 40 Gäste. Rednerin war Mariam Dao Gabala von der Elfenbeinküste.
Die Armut in Afrika ist für uns hier in Europa kaum vorstellbar. Das weiß Mariam Dao Gabala und fängt deswegen ganz vorne an. „Armut ist, wenn man kein Geld für die Handschuhe eines Arztes hat. Armut ist, wenn das Geld fehlt, um die Kinder in die Schule zu schicken. Und Armut ist, wenn man nicht einmal genug für eine Mahlzeit m Tag verdient.“
Die studierte Wirtschaftswissenschaftlerin reist mit Laptop und wirft zu jedem Thema per Powerpoint die entsprechenden Bilder und Graphiken an die Wand: „Die Hälfte der Menschheit lebt unter der Armutsgrenze von zwei Euro am Tag.“ zitiert sie zum Beispiel eine UN-Statistik und kommt zu den Folgen von Armut. „Arm sein heißt von allem ausgeschlossen sein.“ Und was das bedeutet, hört man zur Zeit fast täglich in den Medien, zumindest seit dem jüngsten Amoklauf an einer deutschen Schule. Ein Thema, das die Schwarzafrikanerin nicht aufgreift, doch auf einer ihrer Folien steht auch das Stichwort Gewalt. Gewalt als mögliche Folge von Armut und Perspektivlosigkeit.
Doch Mariam Dao Gabala will lieber von positiven Beispielen sprechen. Davon – und das ist ihr Beruf – dass ein kleiner Kredit alles ändern kann. Manchmal reichten bereits zehn Euro aus, um einer Familie wieder Anlass zur Hoffnung zu geben. Hoffnung, was eigentlich selbstverständlich sein sollte. Denn der Zugang zu Krediten sei Menschenrecht.
Als Ökonomin weiß Mariam Dao Gabala wie sehr ein Kredit Menschen beflügeln kann. Wie zum Beweis zeigt sie Photos von Menschen, die es geschafft haben. Es sind eindrucksvolle Aufnahmen von Frauen, die stolz und zupackend in kleinen Läden und Werkstätten stehen.
Das sie es geschafft haben, ist auch der nahezu rastlosen Arbeit von Mariam Dao Gabala zu verdanken. Als Westafrika-Beauftragte der ökumenischen Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit ist die große schwarze Frau ständig zwischen Mali und Benin, zwischen Senegal und der Elfenbeinküste unterwegs. Dabei prüft sie Projektvorhaben, vergibt Kredite und trifft sich mit Vertretern von Institutionen, die wiederum Darlehen an Einzelpersonen oder Kleingruppen vergeben.
Da Oikocredit aber nur so viel Geld zur Verfügung stellen kann, wie einerseits von den Krediten zurückkommt und andererseits überhaupt erst durch Anleger unter anderem in Europa bereit gestellt wird, macht Mariam Dao Gabala bei ihrem Vortrag auch Werbung in eigener Sache.
In Ludwigsburg kommt ihre Botschaft an. Viele der Zuhörer haben sich bereits vor dem Vortrag mit dem Thema Kleinkredite auseinandergesetzt und Geld gesammelt. Damit wollen sie zehn Anteilsscheine bei Oikocredit erwerben. 10 mal 200 Euro, die zum Beispiel in der Elfenbeinküste für 100 oder mehr Menschen der erste Schritt in die Unabhängigkeit bedeuten kann.
Philipp Pfäfflin, Oikocredit Baden-Württemberg
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