Regio-logisch & öko-lecker!

Veröffentlicht am 29.03.2007
in Redaktioneller Eintrag

Veröffentlicht am 29.02.2007

Regio-logisch & öko-lecker!

BROT-FÜR-DIE-WELT startet Verbraucherkampagne

Carolin Callenius, Leiterin der Kampagne für Ernährungssicherheit bei der evang. Hilfsorganisation BROT-FÜR-DIE-WELT, plädiert bei ihrem Vortrag im Offenen Gemeindedienst der Kreuzkirche für eine bewusste ‚Politik mit dem Einkaufskorb.’ Die Kampagne ‚Niemand is(s)t für sich allein’ predigt nicht Konsumverzicht, sondern lädt dazu ein, auf mehr Qualität beim Essen zu achten.
Auch die Nahrungsmittelproduktion hat sich globalisiert. Nicht nur Südfrüchte, Kaffee und Tee stammen aus weit entfernten Ländern, sondern auch der überwiegende Anteil von Futtermitteln für die Milch- und Fleischproduktion der heimischen Landwirtschaft. Sogar grüne Bohnen werden zwischenzeitlich in Kenia billiger produziert als in unseren Gärten.
Projektpartner von BROT-FÜR-DIE-WELT beklagen die ökologischen und sozialen Folgen: wertvolles Ackerland geht gerade in armen Ländern für die einheimische Nahrungsmittelproduktion verloren und wird umgewandelt in großräumige Plantagenflächen. Selbst Länder der Sahel-Zone sehen sich gezwungen, zur Schuldentilgung mit kostbarem Wasser Erdbeeren für den europäischen Markt anzubauen und zu exportieren.
Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass weltweit etwa 75% der Hungernden auf dem Land leben und sich ihre Lebenssituation durch die Globalisierung der Landwirtschaft weiter verschlechtert. Sehr eindrücklich schilderte die Referentin die Auswirkungen der Ausfuhr überschüssiger Nahrungsmittel aus der europäischen Union in arme Länder. So kostet z.B. ein Liter Milch von einheimischen Bauern in Kenia 14 Cent – so dass eingeführtes EU-Milchpulver aus Steuergeldern so lange subventioniert wird, bis es auf dem afrikanischen Markt unter Preis angeboten werden kann, nur um hier die Lagerhallen zu leeren. Die Auswirkungen sind verheerend. Die kleinräumige einheimische Landwirtschaft wird zerstört, und gerade auch viele Entwicklungshilfe-Programme im landwirtschaftlichen Bereich geraten dadurch in Existenznot.
BROT-FÜR-DIE-WELT ruft zu einer Trendwende in der Agrarpolitik auf und fordert auch vom Verbraucher ein Umdenken. „Mit regionalen, ökologischen und fair gehandelten Lebensmitteln machen wir als Verbraucherinnen und Verbraucher Politik“, so die Referentin. „Wir setzen uns ein für mehr Geschmack und mehr Gesundheit und übernehmen mehr Verantwortung für Umwelt und Mitmensch.“ Sie begrüßt auch ausdrücklich die Einrichtung von Öko- und Bio-Regalen bei Discountern und sieht darin eine Reaktion auf Verbraucherwünsche. Denn jeder Verbraucher kann durch seine alltägliche Kaufentscheidung mit dazu beitragen, weltweit den Hunger zu bekämpfen. So können 70 % aller benötigten Lebensmittel in Deutschland in der Regel in einem Umkreis von 100 km vom Wohnort erzeugt werden – als Voraussetzung dafür, dass die Landwirtschaft der überseeischen Länder den Hunger dort bekämpfen kann. Wenn der Verbraucher nach einheimischen bzw. bio-fairen Lebensmitteln greift, wäre auch der massenhafte Transport von Lebensmittelzutaten und Halbfertigprodukten rund um den Globus hinfällig.
Die Referentin gesteht ein, dass saisonale Küche und regio-logisches, selbst-fairständliches Essen zunächst etwas teuerer sein können, sieht das aber aufgewogen durch ein gesünderes Leben und den eigenen Beitrag zur weltweiten Gerechtigkeit.

Weitere Infos unter www.brot-fuer-die-welt.de

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